this post was submitted on 04 Nov 2023
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Die Nahostdebatte heizt bestehende Konflikte um Antisemitismus und Rassismus bei Fridays for Future an. Hat die globale Klimabewegung so eine Zukunft?

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[–] Zacryon@feddit.de 57 points 9 months ago (3 children)

Was ich nicht verstehe ist, warum eine Klimabewegung wie FFF überhaupt Stellungnahmen zu nicht klimarelevanten Themen abgibt.

[–] Plagiatus@lemmy.world 25 points 9 months ago

Weil man als Mensch natürlich dazu eine Meinung hat, als Mensch der eine große Bewegung leitet sowieso.

Bloß fehlt ihnen leider die Weitsicht / Erfahrung / was auch immer, diese Meinung über ihre privaten Accounts zu verbreiten (und selbst das könnte kritisch sein - wenn du ein sichtbarer Teil von etwas bist, dann kannst du noch so oft dazu sagen dass das nur deine Haltung ist - in den Köpfen der Menschen sprichst du auch immer für deine Gruppe).

[–] quarry_coerce248@discuss.tchncs.de 8 points 9 months ago (1 children)

Weil das das normalste auf der Welt sein sollte. Es gibt leider ein paar Themen, zu denen mensch sich nicht äußern kann, ohne einen Teil der Bevölkerung vor den Kopf zu stoßen. Diese Themen sind international nicht dieselben. Gerade Israel und Antisemitismus wird in Deutschland ganz anders debattiert als in anderen Ländern.

Dazu kommt noch, dass wir alle keine Klimabewegungen, sondern Klimagerechtigkeitsbewegungen sind. Das Klima selbst kann uns ja völlig egal sein. Es geht immer um Gerechtigkeit, gegenüber der Jugend, gegenüber zukünftigen Generationen und gegenüber dem globalen Süden. Eine Klimabewegung ohne Gerechtigkeit existiert nicht.

Daraus folgt zB, sich mit den Kämpfen südamerikanischer Indigener gemein zu machen, die sich gegen Regenwaldzerstörung und Rohstoffausbau zur Wehr setzen. Oder die Stimmen ehemaliger Kolonien um den Äquator herum zu hören, die immer stärker von tödlichen Hitzewellen betroffen sein werden oder deren Inseln stetig im Meer versinken. Die Länder und Menschen, die am wenigsten für die Erderhitzung verantwortlich sind, leiden am meisten darunter und werden derzeit in Form eines modernen Kolonialismus ausgebeutet.

Deshalb ist es naheliegend, solche Ausbeutungsverhältnisse und Machtgefälle überall anzuprangern. Dazu gibt es auch viel Theorie und viel historische Praxis, vor allem die Sowjetunion und Teile der Linken waren oft schnell dabei, alle möglichen Aufstände und Revolutionen als Kampf gegen amerikanischen Imperialismus zu verstehen und sich mit allem zu solidarisieren, was irgendwie gegen die USA gerichtet war, oder gegen (ehemalige) Kolonialherren in Europa, oder eben auch gegen Israel als Protegé der USA im nahen Osten. Mit der bisherigen Behandlung der Palästinenser - Amnesty International und Human Rights Watch bezeichnen das als Apartheid - liegt es nahe, sich hier ebenfalls mit den von Israel Unterdrückten zu solidarisieren.

Ich hoffe, dass es etwas klarer geworden ist, weshalb das Bedürfnis bestand, das auch zu thematisieren.

Ich glaube auch, es war kurzsichtig, verkürzt, zum falschen Zeitpunkt, mit einer einseitigen Message und letztlich vermutlich insgesamt negativ, dass sie sich überhaupt geäußert hat. Aber ich finde es traurig, dass die Gesellschaft so ist, dass a) mensch sich nicht zu diesem Thema öffentlich äußern kann, b) ich als Klimaaktivist nur noch Klima machen kann und zu gewissen Themen deshalb öffentlich die Fresse halten muss und c) jetzt ein Haufen Leute, die sich vorher schon weder für Klimagerechtigkeit interessiert haben noch für Mitgefühl mit allen Menschen, sich gegenseitig damit ausreden liefern, weiterhin nichts zu tun, sich rechtschaffen zurückzulehnen und sich moralisch im Recht damit wähnen, weiter unsere Lebensgrundlagen zu zerstören.

[–] PonyOfWar@pawb.social 7 points 9 months ago (1 children)

Dazu kommt noch, dass wir alle keine Klimabewegungen, sondern Klimagerechtigkeitsbewegungen sind. Das Klima selbst kann uns ja völlig egal sein.

Verstehe ich nicht. Wie kann euch für Klimagerechtigkeit "das Klima völlig egal sein"? Eine Klimabewegung ohne Gerechtigkeit existiert nicht aber eine Klimabewegung ohne Klima?

a) mensch sich nicht zu diesem Thema öffentlich äußern kann, b) ich als Klimaaktivist nur noch Klima machen kann und zu gewissen Themen deshalb öffentlich die Fresse halten muss

Ich denke hier muss man differenzieren zwischen Meinungsäußerungen von individuellen Mitgliedern und Statements über öffentliche Kanäle der Organisation, die dann schnell als "offizielle Meinung" empfunden werden. Man sollte sich bei solchen Statements überlegen, ob diese den Zielen der Organisation nützen oder ihnen schaden. Meiner Meinung nach war hier definitiv letzteres der Fall.

Verstehe ich nicht. Wie kann euch für Klimagerechtigkeit "das Klima völlig egal sein"?

Damit meine ich, dass das Klima an sich nicht gut oder schlecht oder schützenswert ist. Es geht immer um den Schutz von Menschen. Wenn wir uns alle problemlos anpassen könnten, dann wäre ein verändertes Klima überhaupt kein Problem. Können wir aber nicht, außer Superreiche. Und für alle anderen gilt, dass es Menschen geben wird, die sich leichter eine Weile anpassen werden können und andere, die jetzt schon in ihrer Existenz bedroht sind.

Ich denke hier muss man differenzieren zwischen Meinungsäußerungen von individuellen Mitgliedern und Statements über öffentliche Kanäle der Organisation, die dann schnell als "offizielle Meinung" empfunden werden.

Das hilft ja überhaupt nichts. Greta Thunberg hat auf ihrem privaten Kanal ihre private Meinung geäußert. Ein Typ der bei FFF aus der Ortsgruppe Mainz ausgeschlossen wurde, hat über den Kanal namens FFF International seine Meinung geäußert und für offiziell ausgegeben. Das interessiert doch die Kritiker nicht, ob das Privatmeinungen sind, sondern das wird samt und sonders als offiziell dargestellt. Recherche und Differenzierung? Fehlanzeige.

[–] muelltonne@feddit.de 25 points 9 months ago

Die Zeit hat ein höchst kluges und reflektiertes Interview mit Luisa Neubauer zum Thema. Wer wissen will, wo die Konflikte bei FFF gerade liegen, der sollte sich das durchlesen:

https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2023-10/luisa-neubauer-greta-thunberg-israel-gazastreifen

[–] WuergerLarsDietrich@feddit.de 25 points 9 months ago* (last edited 9 months ago) (1 children)

Richtig dumm wie die sich selbst ins Aus geschossen haben. Ich mein die dürfen ja gern ihre seltsame Meinung zu den Thema haben aber dann soll man das doch über seine privaten Account verbreiten und nicht über die von FFF.

[–] RQG@lemmy.world 17 points 9 months ago

Ja oder einmal überlegen ob einem das veröffentlichen der eigenen Meinung so wichtig ist, dass man dafür in Kauf nehmen möchte, die Klima bewegung zu Schwächen.

[–] herrfrutti@lemmy.world 7 points 9 months ago (1 children)

Nach Querlesen muss ich sagen, scheint wieder ein übereifriges Statement gewesen zu sein, dass man dann versucht zu rechtfertigen.

Abgesehen davon ist die Position zu sagen das die Menschen aus Gasa (nicht die Hamas) es nicht verdient haben bombardiert zu werden ist klar. Menschen aus Gasa sollte geholfen werden, nicht den Hamas. Das wird so finde ich meist nicht ordentlich getrennt.

[–] Killing_Spark@feddit.de 12 points 9 months ago

Das wird in beide Richtungen nicht ordentlich getrennt

[–] quarry_coerce248@discuss.tchncs.de 5 points 9 months ago* (last edited 9 months ago) (1 children)

Die taz war schon mal weiter im Recherchieren. Kein Wort dazu, dass FFF International kein FFF-Gremium ist, sondern ein Kanal mit einer handvoll Personen mit Zugriff, die kein Mandat zur Vertretung haben. Wie die taz in einem früheren Artikel schon mal festgestellt hatte, nach Tagesspiegel-Recherchen. Dann haben sie den von FFF ausgeschlossenen (!) Alleingänger-Pöbler gefragt und der sagt natürlich, dass das alles abgestimmt und legitimiert ist. Ist das euer ernst, taz?

Auch die Gruppe der Mapa, bei der sich Mitglieder aus dem Globalen Süden sowie Schwarze, Indigene und People of Colour (BIPOC) aus dem Norden innerhalb von FFF organisieren, rief zum Widerstand gegen den „Genozid in Gaza“ auf.

Hier sehen wir das Problem, dass sich eine privilegierte weiße deutsche Staatsräson der bedingungslosen Solidarität mit Israel mit der Ansicht marginalisierter und unterdrückter Gruppen beißt. Ist das beharren auf der privilegierten Position, Antisemitismus definieren zu dürfen und damit MAPA abzuqualifizieren, rassistisch? Das birgt viel Spaltungspotential.

[–] LemonLord@endlesstalk.org -3 points 9 months ago

Das palästinensische Volk ist nicht die Hamas und Israel nicht alle Juden der Welt. Das heißt beides darf man kritisieren oder sich mit solidarisch zeigen. In Deutschland kritisiert man Israel aus historischen Gründen nicht. Das ist aber nicht überall so. Was jetzt da mit FFF Deutschland passiert, ist ein weiteres Zeichen dafür dass in Deutschland ein Klima der Intoleranz grassiert. Sei es gegen Querdenker, Palifreunde oder in der Ukrainesache. Immer wird gegen alles eingedroschen, was nicht der NATO-Norm entspricht. Vielleicht versuchen wir einfach mal lockerer mit anderen Meinungen umzugehen? FFF Deutschland sehe ich deshalb als Teil des Establishments und entsprechend uninteressant sind da die Sprechblasen. Ich denke Thunberg hat auch einen ganz anderen Ansatz und sogar der Papst denkt anders über Ukraine und Gaza als der deutsche Politifilz. Wichtig ist aber bei diesem Konflikt nicht generell in Judenhass zu entgleiten. Das kann schnell passieren und da hätte Thunberg natürlich differenzieren müssen. Aber wieso erwarte ich das? Ist sie Berufspolitikerin? Soll sie so reden? Ist es überhaupt wichtig, was sie sagt? Also Sturm im Wasserglas.