Als Bericht aus dem Rettungsdienst im Südwesten: Wir wurden "nur" indirekt behindert. Zu Notfällen mit Sondersignal kam man gut hin weil wir anstatt über die Bundesstraßen über die Schleichwege gefahren sind. Die waren zwar auch voll,aber die normalen Verkehrsteilnehmer haben gut reagiert. Dort wo man direkten Kontakt zu den Bauern hatte ging es auch halbwegs mit dem durchkommen, schlimmer waren die restlichen Idioten die meinten da mit demonstrieren zu müssen.
Ganz großes Problem war aber die Rückkehr zur Wache für Notfallrettungsmittel und der Krankentransport.
Ersteres meint: Es ist zwar schön,wenn man den Pat. mit Sondersignal in die Klinik bringen kann - auf dem Rückweg kann man aber kein Sondersignal nutzen&es braucht tlw. um den Faktor 10 länger. D.h. es dauert 10x so lange bis der Rettungswagen wieder seinen Bereich abdeckt. Das hat gestern zu deutlich höheren Eintreffzeiten geführt.Je ländlicher desto schlimmer. Und leider sind mir Fälle bekannt wo es wirklich um die Sekunde gegangen wäre (Reanimation, Fahrzeug stand im Stau auf dem Rückweg zur Wache, Nachbarwache ebenso, Anfahrtszeit dann 22 Minuten)
Die andere Seite ist der Krankentransport, also der Transport von nicht-Notfällen z.B. zur Dialyse, zur OP,etc. Das war gestern die reine Katastrophe,da ein theoretisch Transport-starker Tag (erster Werktag nach Ende der Ferien) mit dem Mist zusammen fiel. Das sind aber Transporte die nicht mit Sondersignal gefahren werden können. D.h. die Patienten kamen zu spät zu ihren Dialyseterminen (diese sind eng getaktet) und die Kollegen der Dialyse mussten bis in die späte Nacht hinein arbeiten damit alle Pat. ihre Dialyse erhalten. Ebenso kamen Patienten zu spät zu ihren geplanten Facharzt/Klinikterminen was schon gestern zu mehr Notfällen geführt hat, aber auch zu OP Absagen,etc. - beides wird noch einige Zeit nachwirken,da nun ja Pat. mehr zu Notfällen werden.
Insgesamt aus unserer Sicht eine richtige scheiss Aktion die sehr viel unnötiges Leid verursacht hat, definitiv Menschenleben gekostet hat und ein System das aktuell sowieso kurz vor dem Kollaps steht noch mehr strapaziert hat. (Und kein Vergleich zu den Klimaklebern die a) kooperativer waren b) viel weniger Störung verursacht haben c) schnell beseitigt waren)
Und was mich am meisten aufregt: 2/3 der Teilnehmer die ich mitbekommen habe sind keine Bauern sondern allgemeine Faschisten, irgendwelche vollkommen unbeteiligten Unternehmen und Lohnarbeiter die sowieso nicht betroffen sind. Hier haben sich Faschisten (und ich rede nicht von AfDlern sondern nochmal rechts davon) tlw. Trecker und LKW ausgeliehen um zu blockieren. Und die Exekutive tut (meist) genau gar nichts. Daher mal wieder ein Fuck you an alle Beamte die hier Rechtsbeugung begehen. (Und das war es - befreundeter Polizist hat sich die halbe Wache zum Feind gemacht als er z.B. ein Fahrzeug mit abmontierten Kennzeichen und verbotenen Aufschriften anhielt)
Sorry liebe "Bauern". So nicht. Wir sind hier am Land, da haben ganz viele Verständnis für euch und eure Forderung. Aber ihr habt ja gar keine mehr außer Umsturzfantasien und allgemeine Wut. Wenn ihr die Verteilzentren von Lidl, Aldi und Co blockiert hättet und gerechte Preise sowie Subventionen für die Umstellung auf klimafreundliche Landwirtschaft und die Bewältigung der Folgen des Klimawandels gefordert hättet: Ich hätte mir frei genommen und mit euch demonstriert. Aber komischer Weise hat man genau diese eine Bundesstraße nicht blockiert.