this post was submitted on 06 Jul 2023
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Anhand der ziemlich kritischen Behandlung dieses Themas, sodass manche sogar soweit gehen und den eigenen Kinderwunsch hinterfragen oder gar verstärkt darüber nachdenken auszuwandern, frage ich mich schon ein wenig, ob wir uns gesellschaftlich nicht zu sehr an staatliche Alimentierungen gewöhnt haben. Ich verstehe natürlich den Einwand, dass man für die geleisteten Steuern und Abgaben, gerade hinsichtlich der oft verschwenderischen Verwendung durch den Staat, auch etwas zurückhaben möchte. Was ich aber nicht einsehen möchte, und das betrifft alle gesellschaftlichen Gruppen, ist die Erwartungshaltung für staatliche Leistungen. Vielleicht hat es auch etwas mit den vergangenen Jahren durch die Corona-Krise mit den einhergehenden staatlichen Interventionen zutun, dass bei vielen der Kompass etwas durcheinandergeriet. Der Ludwig Erhard wird in dem Kontext gerne mal zitiert und es passt IMO ganz gut:
Steuern heißen Steuern, weil sie steuernd wirken sollen. Das wir einen Sozialstaat haben, der verschiedene Sachen unterstützt, ubd Menschen Sicherheit und Planbarkeit gibt, ist die größte zivilisatorische Errungenschaft der letzten 200 Jahren und das Rückgrat unseres Wohlstandes.
Eben weil die Einzelnen nicht die Macht haben, alle Umstände vorherzusehen und abzudecken. Da mit "Diebstahl"-Rhetorik zu kommen, kommt auch nur von Leuten, die wollen, dass weite Teile der Bevölkerung in Armut und Perspektivlosigkeit leben. Wer aus der Mittelschicht kommt, sollte sich bewusst machen, dass er dann auch zu dieser Gruppe und nicht zu den wenigen Reichen und Superreichen gehören wird.
Der Sozialstaat ist zweifelsohne eine wichtige Errungenschaft, hat aber mittlerweile Ausmaße angenommen, die dazu führen, dass viele ihre Existenz darauf aufbauen. Das ist auch kein neues Phänomen. Es gibt letztlich nur noch eine Richtung, nämlich, dass der Sozialstaat immer weiter aufgebläht wird. Es entfremdet sich immer mehr vom eigentlichen Sinn, nämlich Menschen in der Notlage auszuhelfen. Verhaltenspsychologisch ist das natürlich sehr fatal, wenn den Menschen die Selbstwirksamkeit aberzogen wird und sie in einer Abhängigkeit gefangen sind. Sicher spielt da am Ende auch eine Freibierpolitik und Mobilisierung eines abhängigen Wählermilieus eine Rolle. Nur ein paar Gedanken, warum ich da nicht mehr so dieser Jubelperser bin, was den Sozialstaat betrifft.
Bei der Herabsenkung der Einkommensgrenze für das Elterngeld, geht es um ein ganz anderes Milieu, nämlich die Performer, Gutverdiener, die bildungsbürgerliche Schicht. Ich spüre auch da wenig Mitgefühl, wenn das beklagt wird, denn die Leute in dieser Sphäre leben oft schon oft materiell auf so weitem Fuß, dass der Staat hier nicht auch noch etwas beisteuern sollte. Eine hohe Besteuerung hingegen, ist vielleicht gar nicht so verkehrt um da ein wenig den Fuß vom Konsumgas zu nehmen. Natürlich ziehen die letztlich den Wagen und sorgen überproportional dafür, dass die ganze Fiskal- und Transfermaschinerie BRD läuft. Müssen sie halt auswandern und vielleicht dann realisieren, dass anderswo nicht gerade auf sie gewartet wird, weil sie dort auch nur Ressourcen allokieren.