Es gibt im wesentlichen zwei Arten von Kanalisationsystemen. Mischsysteme, in denen Regen mit in die Schmutzwasserkanalisation fließt und von dort aus aufs Klärwerk, und Trennsysteme, wo Regen und Schmutzwasser getrennt sind. In Trennsystemen wird das Regenwasser regelmäßig nicht auf normale Klärwerke geleitet, sondern in eigenen Kläranlagen (die deutlich einfacher sind) vom Straßendreck gereinigt.
Alle alten Systeme (bis ca. 1950er Jahre) in Europa sind Mischsysteme. Diese haben "Notauslässe".. Bevor das Gemisch aus Regen und Schmutzwasser überläuft, läuft es da ungereinigt ab, i.d.R. in den nächsten Fluss, in Paris also die Seine. Auf dem Klärwerk landet dieses Mischwasser nie.
Es gibt aber auch die Situation, dass auf dem Klärwerk so viel Wasser ankommt, dass es nicht mehr auf die übliche Reinigungsrate gereinigt werden kann. Dafür ist der wesentliche Punkt die Verweilzeit in der Anlage. Fließt mehr Wasser, fließt es schneller und weniger Stoffe können sedimentieren bzw. von den Mikroorganismen abgebaut werden.
Das zu unterscheiden ist wichtig, weil die beiden Effekte unterschiedliche Lösungen brauchen. Es bringt nichts, die Kapazität auf dem Klärwerk auszubauen, wenn das Mischwasser schon in der Stadt überläuft, weil die Leitungen und Pumpen das garnicht transportieren können. Und das nachzurüsten ist richtig richtig teuer und setzt voraus, die gesamten Straßen nach und nach aufzureißen, neue Kanäle zu legen, neue Pumpwerke, Regenrückhaltebecken und und und zu bauen.
In aller Regel ist der Umbau der Kanalisation der Knackpunkt und nicht der Ausbau der Klärwerkskapazitäten, da die Klärwerke meist so geplant wurden, dass man noch Ausbauflächen hat.
Es muss bedacht werden, dass sowohl die Kanalisation, als auch Klärwerke in Unterlast ungünstig sind, weil die Kanalisation dann leichter verstopft und zu Geruchsbildung neigt und auf den Klärwerken, weil dann der Ressourceneinsatz ineffizient ist, und die Reinigungsleistung im Regelbetrieb leidet.
Die einzige zuverlässige Lösung ist das Ersetzen der Misch- durch Trennsysteme. Das sind in ihrer Gesamtheit Sanierungsmaßnahmen, die für eine Großstadt wie Paris in den dutzenden Milliarden liegen dürften, und auch bei Fokussierung Dekadenprojekte sind.