Mit der Grundthese hat sie ohne Frage recht. Bei ihrem Querschläger muss ich allerdings sagen, da hat sie sich etwas verrannt:
In den unteren Lohngruppen ist das tatsächlich ein Problem, in den hohen Lohngruppen behaupten viele Väter zwar, das Geld würde dann nicht reichen, aber im Kern ist das vorgeschoben, denn für gutverdienende Familien wäre es kein Problem, für die Elternzeit zu sparen oder den eigenen Lebensstandard zu hinterfragen. Für Paare mit gutem Haushaltseinkommen ist die paritätische Elternzeit längst eine Frage des Willens. [...]
Die wirksamste gesellschaftliche Maßnahme wäre sicherlich, dass Frauen aufhören, ihre Kinderwünsche an Personen zu knüpfen, die sich nicht gleichberechtigt kümmern wollen, und Einkommensgefälle für unglückliche Zufälle halten, statt sie als veränderbare Machtstrukturen zu erkennen – und zu bekämpfen.
Die wirksamste gesellschaftliche Maßnahme wäre, dass Frauen sich Jobs holen, in denen sie gleich viel verdienen wie Männer. Gibt inzwischen genügend Studien, die besagen, dass bis zum ersten Kind keine Gender Pay Gap existiert, sondern erst durch die Karenzzeit und die Teilzeit für Kindererziehung die Gender Pay Gap entsteht.
Davor existiert sie nicht, wenn man tatsächlich gleiche Arbeit vergleicht.
Was davor allerdings stark existiert, ist der Unterschied, dass Frauen sich Jobs aussuchen, die ihnen Sinn stiften und ihnen Freude machen, während Männer Jobs suchen, die Geld bringen.
Es arbeiten nicht zum Spaß an der Freude so viele Männer in IT, BWL, Jus, Bau, Müllabfuhr, Logistik usw., sondern deswegen, weil es Geld bringt.
Weil ohne gutem Gehalt kriegt man als Mann keine Frau und keine Familie.
Als Frau hingegen ist ein gut bezahlter Job oft nicht relevant. Der ist ja eh dahin, sobald man Kinder kriegt.
aber im Kern ist das vorgeschoben, denn für gutverdienende Familien wäre es kein Problem, für die Elternzeit zu sparen oder den eigenen Lebensstandard zu hinterfragen.
Dieser Punkt ist noch mal konkret kritisch zu hinterfragen. Ich hab dazu keine Statistiken, aber in jeder einzelnen Familie die ich kenne, sind die Frauen die Treiber des Lebensstandards. Alle Männer, mit denen ich bislang darüber geredet habe, würden auch mit deutlich weniger Lebensstandard auskommen, aber ihre Frauen nicht.
Und deswegen wird es, insbesondere für die Frauen, eine direkte Abwägung: Will ich lieber jetzt einen guten Lebensstandard haben, und dafür eventuell in der Zukunft etwas weniger, oder lieber anders rum?
Und wer weiß, wie die Zukunft so oder so aussieht?